Konzept (Auszug)

Der nachfolgende Auszug aus unserem Konzept soll einen Einblick in unsere Arbeit, sowie in die äußeren Rahmenbedingungen und Gegebenheiten geben, die den von uns betreuten Menschen eine zuverlässige Begleitung sichern.

Sozialtherapie als Grundlage unseres Handelns

‚Im Sinne der anthroposophischen Sozialtherapie stellen wir die Frage nach dem Mensch Sein in den Vordergrund unserer Arbeit. Die Begegnung zwischen Menschen und die Gestaltung des sozialen Gefüges als therapeutisch wirksames Element rückt unter anderem dadurch in den Mittelpunkt. Wir versuchen, die leiblichen, seelischen und geistigen Bedürfnisse des Einzelnen in sozialen Prozessen und Formen abzubilden, um die Entwicklung des Einzelnen im Spiegel des Gegenübers und der Gemeinschaft zu fördern.
Die Gemeinschaft die jeder Einzelne mitverantwortet und mitgestaltet, findet ihre Orientierung in unserem gemeinsamen Leit– und Menschenbild, in gemeinsamen Aufgaben und in tragenden Werten wie Liebe, Integrität, Achtung, Fürsorge, Freiheit und Sicherheit.
Ziel unserer sozialtherapeutischen Bemühungen ist es, Entwicklungsprozesse im Erwachsenenalter zu fördern und den dafür notwendigen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört soziale Integration, Selbstfindung und Selbstverwirklichung und die Entwicklung von Mündigkeit zu fördern, die die Möglichkeit zur geistigen, sittlichen und wirtschaftlichen Selbstbestimmung schafft. Dies geschieht mit großem Respekt vor dem individuellen Schicksal`. [1]

[1] Armin Küttner: Sozialtherpie. Leben und Arbeiten mit erwachsenen Menschen mit Behinderung. Erschienen in Behinderte in Familie, Schule und Gesellshcaft Nr. 6/2000; Reha Druck Graz S. 31-34

Leitgedanken unserer Arbeit

Selbstbestimmung der betreuten Menschen

Selbstbestimmung ist die individuelle Möglichkeit, selbst entscheiden und verantworten zu können.
Selbstbestimmung ermöglichen bedeutet, Person und Selbstausdruck, Handeln und Verhalten, Empfindungen und Gefühle, Würde und Wille der von uns betreuten Menschen zu achten.

Wir wissen, dass Selbstbestimmung nur im Rahmen
– der individuellen Möglichkeiten des jeweils betreuten Menschen,
– der Regeln des Zusammenlebens im STN e.V.  und
– der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen möglich ist.

Um ein Leben in größtmöglicher Selbstbestimmung zu gewährleisten, treten die Mitarbeiter den betreuten Menschen offen und aufmerksam gegenüber.

Im täglichen Miteinander gehen wir in den Dialog mit den von uns betreuten Menschen.
Wir schaffen Strukturen, in deren Rahmen persönliche Freiheit erlebt werden kann.
Wir praktizieren verschiedene Kommunikations- und Ausdrucksformen und erforschen neue Wege, um zu ergründen, welche Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeiten die von uns betreuten Menschen haben.
Wir achten die individuelle Religiosität/Spiritualität der von uns betreuten Menschen.
Wir pflegen mit gesetzlichen Betreuern und/oder Angehörigen eine Zusammenarbeit, die der Lebensgestaltung, dem Wohlbefinden und der Gesundheit des betreuten Menschen im Sinne der Selbstbestimmung dienlich ist.
Selbstbestimmung beinhaltet die Möglichkeit der Mitwirkung (z.B. Bewohnerfürsprecher, Förderplanung etc.)

Gemeinschaft

Unsere Gemeinschaft lebt vom Zusammenwirken der Menschen mit und ohne Behinderung.
Die Gemeinschaft des STN e.V. drückt sich in gemeinsamen Werten und Normen aus.
Gemeinschaft in den Gruppen bedeutet Zugehörigkeit für die betreuten Menschen.
Gemeinschaft bietet Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen und Orientierung und schafft Raum für Entwicklung.
Ziel der Gemeinschaft ist es, Lebensqualität und Lebensfreude zu ermöglichen.
Die Einrichtungen des STN e.V. sehen sich als Teil der jeweiligen dörflichen Gemeinschaft und des gesellschaftlichen Umfelds.
Die Gemeinschaft des sozialtherapeutischen Netzwerks besteht aus Wohn- und Fördergruppen.
Der strukturierte Tagesablauf bildet einen Rahmen, gibt Sicherheit und wirkt gemeinschaftsbildend.
Wir gestalten gemeinsame Aktionen, wie z.B. Ausflüge und Feste.
Die Mitarbeiter bieten Orientierung und arbeiten zusammen mit den zu betreuenden Menschen an der Verwirklichung von gemeinsamen Werten und Normen.
Wir geben Raum für gemeinsames Tun und Lassen – erfüllte Zeit.
Wir fördern das Miteinander und das Füreinander.
Wir begleiten und bewältigen gemeinsam Konfliktsituationen.

Leben in der Einrichtung

Da Sein, Fähigkeiten erhalten und entwickeln und Wohlbefinden stehen an erster Stelle.

Ziel ist es die von uns betreuten Menschen darin zu unterstützen:
– zu entdecken: „wer bin ich und was kann ich“
– die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse der anderen zu  erkennen und zu  berücksichtigen
– und demgemäß zu leben.

Wir ermöglichen ein individuell gestaltetes Dasein durch:
– Präsenz und Achtsamkeit
– Kommunikation –  z.B. Haus- bzw. Gruppenbesprechungen und intensive Einzelkontakte
– schöpferische und fördernde Pflege und Tagesgestaltung
– vielfältige Arbeit auf musisch-kreativer Ebene
– Einzel- und Gruppenaktionen
– individuelle Fördermaßnahmen
– Zusammenleben und soziales Lernen
– Rückzugsmöglichkeiten
Rhythmus und Rituale, wie z.B. Morgen- und Abendkreise, Jahresfeste, Geburtstagsfeiern etc. machen unsere Lebensgestaltung lebendig und geben Halt, Sicherheit und Orientierung.

Wir unterstützen den Einzelnen dabei, seine eigenen Bedürfnisse zu äußern und nehmen diese ernst.  Seinen individuellen Bedürfnissen, Neigungen und Fähigkeiten versuchen wir durch Einzel- und Gruppenaktionen gerecht zu werden.

Grundlage der Organisation der Betreuungsarbeit des STN e.V. ist es, die Bedürfnisse aller von uns betreuten Menschen wahrzunehmen, die „der Lauten“ und die „der Leisen“.

Die Bedürfnisse sind individuell unterschiedlich und  gleichwertig:

– physiologische Bedürfnisse (z.B. Essen, Schlaf etc.)
– Sicherheitsbedürfnisse (z.B. Schutz, „ein Dach über dem Kopf“ etc.)
– soziale Bedürfnisse (z.B. Teil einer Gemeinschaft sein)
– Ich-Bedürfnisse (z.B. eine Aufgabe haben, gebraucht werden, Anerkennung)
– seelisch-geistige Bedürfnisse (z.B. Texte, Musik, Kunst, Glaube etc.)

Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

Die Grundlage für die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung unserer Arbeit stellt die geplante und zielorientierte Assistenz und Begleitung (Planung, Durchführung, Reflektion und Zielkontrolle) der bei uns lebenden Menschen dar. Hierbei achten wir darauf, dass die zu betreuenden Menschen und ggf. deren gesetzliche Betreuer in diesen Prozess miteinbezogen werden und daraus individuelle und der Situation angepasste Handlungsleitlinien entstehen.

Instrumente zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung sind:

– Dokumentationssystemen für den pädagogischen, pflegerischen, medizinischen und organisatorischen Bereich.
– Eine Bewohnervertretung, das Amt des Bewohnerfürsprechers,  Betreutenbefragungen u.a. bieten  Strukturen und Möglichkeiten zur aktiven Mitwirkung der Bewohner
– Prozessbeschreibung von Arbeitsabläufen
– Aufgabenbeschreibungen der einzelnen Planstellen
– Intensive Eltern- und Angehörigenarbeit, vor allem in der Anfangsphase des   Ablöseprozesses
– Wahrnehmungskreise mit Angehörigen, Freunden, Therapeuten und Mitarbeitern aus dem Arbeits- und Wohnbereich
– regelmäßige Gruppenleiterkonferenzen und Teams in der Leitungsebene
– wöchentlich stattfindende Teamsitzungen, Fall- und Entwicklungsbesprechungen
– regelmäßige Team- und Fallsupervisionen
– Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter
– Vertrauensstelle Gewaltprävention

Um gesetzlichen Anforderungen an eine systematische Qualitätsarbeit von Seiten der Gesetzgeber, sowie dem internen Wunsch nach einem Instrument um Qualität nach außen hin sichtbar zu machen, Folge zu tragen, wurde das GAB-.Verfahren im Jahre 2010 eingeführt.

Mit Hilfe des GAB-Verfahrens können komplexe Handlungen so beschrieben werden, dass sowohl die technische Seite, als auch der Geist der Einrichtung durch sie wirken kann. Leitbildarbeit, Konzeptionen und konkrete Handlungsleitlinien gehören ebenso dazu, wie die kollegiale Beratung untereinander.